Die Nacht der Lebenden Toten in Hiroshima

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Die Samurai in Nikkō waren euch zu langweilig? Die Monsterkatzen in Tokio auch? Ach ja? Wie wäre es denn dann zur Abwechslung mal mit Zombies? 😉

Am 27. und 28. Oktober 2017 fand die Yokogawa Zombie Night bereits zum dritten Mal statt. Rund um den Bahnhof Yokogawa (横川駅, Yokogawa-eki) in Hiroshima versammelten sich allerhand seltsame Gestalten, um einem der vielen schaurigen Zeitvertreibe nachzugehen. Vor Allem abends ging es so richtig rund. Technisch gesehen war es zwar noch nicht ganz Halloween, aber das hielt die Japaner nicht davon ab, schon mal die ganzen Halloween-Dekorationen bunt zwischen alles andere zu mischen.

Wer wollte, konnte seine Kinder (oder auch den Partner) gegen Geld in einen Zombie oder ein anderes Monster verwandeln lassen. Wie immer hieß es früh dran sein – wer kein Ticket ergattern konnte, hatte sowieso verloren, und selbst die glücklichen Ticketbesitzer mussten in einer langen Schlange draußen im Regen warten.

Ob es um die Bespielung des veranstaltungseigenen Web-Radio-Kanals oder nur um ein Selfie für das eigene Instagram-Profil ging – in Japan kommen natürlich selbst Zombies nicht ohne High-Tech aus!

Hm, der Clown sah nicht gerade vertrauenswürdig aus und hatte einen wirklich böse aussehenden Hammer. Aber der kleine Minion neben ihm war ein Minion, bekannt für Unfälle und Zerstörung aller Art. Vor wem ich mich wohl eher hätte fürchten sollen? 😉

Die Yokogawa Zombie Night zeichnete sich übrigens dadurch aus, dass fast alle anwesenden Horrorgestalten aus dem Ausland stammten. Das Festival war in diesem Punkt sozusagen das genaue Gegenteil des Bakeneko Festival in Tokio. Zombies spielen in Japan keine große Rolle, für einen Japaner ist die Wiedererweckung der Toten eher unlogisch. Die meisten Verstorbenen werden eingeäschert, die Gräber enthalten keine Gebeine. Es gäbe also ganz einfach nichts, was man wieder erwecken könnte.

Wenn es Zombies überhaupt in die japanische Pop-Kultur schaffen, dann meistens als von einem Virus infizierte Mutanten (siehe Resident Evil). Geister spielen dagegen eine sehr viel wichtigere Rolle, aber als Geist kann man sich eben schlecht verkleiden.

Öhm, apropos fürchten… 😯

Ein Söldner der Umbrella Corporation durfte natürlich auch nicht fehlen. Nach all den Hollywood-Verfilmungen erinnern sich viele gar nicht mehr daran, dass Resident Evil von Tokuro Fujiwara und Shinji Mikami konzipiert und zuerst ab 1993 als Videospiel für die Playstation entwickelt wurde. Der erste Hollywood-Film folgte 2002, zu diesem Zeitpunkt hatte es die Videospielreihe schon auf sieben Veröffentlichungen gebracht. In Japan heißt die Reihe übrigens Biohazard (バイオハザード).

Kultivierte Zombies gehen natürlich brav zur Schule und lesen Zeitung. Wie soll man denn auch sonst zu einem produktiven Mitglied der Gesellschaft werden?!

So sahen also die “Good Guys” aus. Aha. Irgendwie hatte ich das leise Gefühl, dass es sich möglicherweise um eine Falle handeln könnte… 😉


Bei einer so aufregenden Jongleur-Darbietung kann es natürlich schon mal zum einen oder anderen Herzinfarkt kommen. Aber glücklicherweise waren ja genug Zombies und andere übernatürliche Wesen zur Stelle, um den Toten wieder zu erwecken. Da hatten die Veranstalter gut mitgedacht!

Die Termine für 2018 stehen noch nicht fest, aber aufgrund des großen Erfolges ist wohl davon auszugehen, dass die Veranstaltung wieder Ende Oktober stattfinden wird.

Nächster Halt: Die Schrein-Insel Miyajima. Dort ging es zwar auch übernatürlich und pelzig zu, aber definitiv mit weniger Horror… 😉

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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