Durch die wilde Passerschlucht

Passerschlucht
Gebiet Passeiertal, Südtirol, Italien
Start St. Leonhard in Passeier
Ende Moos in Passeier (Rückfahrt mit öffentlichem Bus)
Strecke 7 km Dauer 3 Stunden
Aufstieg 420 Meter Abstieg 70 Meter
Einfach Frühling Sommer Herbst

This post is also available in English. Mehr Artikel über Italien gibt es hier!

2015 wurde in der Passerschlucht zwischen St. Leonhard und Moos in Passeier ein neuer Wanderweg erschlossen. Spektakuläre Metallkonstruktionen führen über Stromschnellen und Abgründe und vorbei an Wasserfällen und steilen Hängen.

Der Wanderweg beginnt am Parkplatz beim Sportzentrum in St. Leonhard in Passeier. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, fährt zum Busbahnhof der Ortsmitte von St. Leonhard oder zur Haltestelle “Passeirerhof” und geht von dort zur Sportarena.

Von der Sportarena geht es zuerst rechts der Passer auf einer Straße entlang bis zu einer kleinen Brücke. Dort wechselt man auf die andere Seite des Flusses, und hier beginnt dann auch der eigentliche Wanderweg.

Auf der ersten Hälfte der Strecke geht es hauptsächlich über Waldwege und über Wiesen. Gitterstege gibt es nur auf zwei kurzen Abschnitten.

Auf dem Weg kommt man am neuen “Psairer Genussomat” vorbei. Ein Bauer aus der Region füllt diesen regelmäßig mit Produkten aus dem eigenen Hofladen und Getränken in Flaschen auf. Keine schlechte Geschäftsidee 😉

Besonders im Frühling und nach längerem Regen quillt das Wasser im Passeiertal aus allen Ritzen. Meist sind es nur kleine Rinnsale, aber an manchen Stellen rauschen auch ausgewachsene Wasserfälle den Hang herunter.

Das Kraftwerk Gomion-Langwies

Kein Wunder also, dass man sich die Wasserkraft schon lange zu Nutze macht. Das alte Kraftwerk Gomion-Langwies wurde 1955 noch mit Hilfe einer alten Turbine aus dem Jahr 1928 in einer einfachen Holzhütte errichtet. Bei einem Gefälle von 60 Metern kamen stolze 30 Kilowatt elektrische Leistung zusammen, welche für den Betrieb einer Mühle und eines Sägewerkes eingesetzt wurden.

Heute steht das Kraftwerk unter Denkmalschutz und kann kostenlos besichtigt werden. Öffentliche Toiletten und Piknicktische sind ebenfalls vorhanden.

Das neue Kraftwerk wurde 1983 auf der gegenüberliegenden Seite der Passer errichtet. Es bezieht sein Wasser aus dem Salderenbach, einem Nebenfluss. Bei einem Gefälle von mehr als 330 Metern wird eine Leistung von bis zu 770 Kilowatt erreicht – mehr als 20 Mal so viel wie der Vorgänger.

Wasser und Stahl

Ab hier wird das Tal deutlich schmaler, und es geht ab nun deutlich häufiger auf den 2015 neu installierten Stahlstegen weiter. Sie vereinfachen nicht nur an vielen Stellen den Aufstieg, sondern ermöglichen auch ganz neue Perspektiven auf den Fluss.

Die Stulser Wasserfälle

Es lohnt sich, die andere Seite des Tals im Blick zu behalten und ab und zu den Kopf zu heben. Insbesondere an der Stelle an der die Stuller Wasserfälle in drei Stufen insgesamt 342 Meter in die Tiefe stürzen. Zusammengenommen bilden die drei Stufen den dritthöchsten Wasserfall Europas. Schwindelfreie können sogar an einem Klettersteig nebem dem Wasserfall emporklettern!

Hoch hinaus

Immer höher und spektakulärer geht es auf den Gittersteigen den Hang entlang, während die Passer tief unten im Tal laut vor sich hin rauscht.

Farbenpracht tief unten

Endlich kommen wir dem Fluss wieder näher. Das klare Wasser strahlt in Blau- und Türkistönen, an den rot und blau gefärbten Felsen blühen Moose, Flechten und Pflanzen in sattem Gelb und Grün. Was für eine Farbenpracht!

Bei so viel Wasser sind natürlich auch Kröten und Frösche in allen Varianten nicht weit. Diese Kollegen hier tauten gerade im Sonnenlicht auf und hielten lange genug für ein Foto still 🙂

Die Aussichtsplattform

Kurz vor dem Ende des Weges befindet sich eine kleine Aussichtsplattform von der aus man noch mal einen besonders guten Blick auf die Schlucht hat.

An dieser Stelle kann man nach einiger Kletterei auch einen Blick auf das einzige Relikt aus der Zeit vor den hochmodernen Stahlstegen werfen. Wie lange die alte Holzbrücke wohl schon vor sich hin verrottet? Lange werden sich die letzten Bohlen wohl nicht mehr halten können…

Die imposante Geröllsperre am Ende der Schlucht markiert auch das Ende des Wanderweges. Sie hält größeres Material wie Steine und Baumstämme zurück, die sonst nach der Schneeschmelze und längeren Regenfällen in die Schlucht geschwemmt werden und sich dort verkeilen würden.

Wie man sieht ist das auch bitter nötig…

Der letzte Gittersteg verläuft über die Geröllsperre. Hier kann man ein letztes Mal die Seite wechseln und erreicht Moos in Passeier, das Ziel unserer Wanderung.

Moos in Passeier

An der kleinen Heilig-Kreuz-Kapelle in der Au trennen sich die Wege: Wer mit dem Bus zurück nach St. Leonhard möchte, folgt dem kurzen Anstieg zur Bushaltestelle im Dorfzentrum. Eine Rückkehr nach St. Leonhard über den Grafeilweg ist auch möglich, allerdings nicht sonderlich empfehlenswert.

Ansonsten erreicht man von hier aus auch den erwähnten Klettersteig an den Stulser Wasserfällen.

In Moos empfiehlt sich der Besuch des Bunkermuseums “Mooseum”. Es wurde in einem Bunkerrohbau des Alpenwalls aus den 1930er Jahren errichtet und beherbergt Ausstellungen zur Geschichte des Passeiertals sowie Besonderheiten aus dem Naturpark Texelgruppe.

Download file: 2021_suedtirol_passerschlucht.gpx

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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