Breakers Waterpark

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Wenn die Temperaturen im Sommer die 40-Grad-Marke überschreiten, wünschen sich die Bewohner von Arizona nur noch eines: Abkühlung. Breakers Water Park in Marana nahe Tucson war einst einer der größten Wasserparks im ganzen Bundesstaat. Das Wellenbad im Park gehörte sogar zu den Größten der Vereinigten Staaten. Trotz vieler neuer Attraktionen und der Erweiterung um ein Aquarium kam 2018 der Bankrott. Heute ist der ehemalige Wasserpark eine Ruine und wird langsam abgerissen.

Warnung: Breakers Waterpark ist kein verlassener Lost Place. Die Anlage wird überwacht und die Nachbarn alarmieren die Polizei, wie man weiter unten lesen kann!

Breakers wurde 1982 an der 8555 W Tangerine Road in Marana, Pima County eröffnet und gehört damit zu den ältesten Wasserparks in Arizona. Die Metropolregion Tucson mit mehr als einer Million Einwohner liegt kaum 30 Minuten entfernt. Ideale Voraussetzungen für so einen Park, und insbesondere aus den 1980er und 1990er Jahren findet man im Internet einiges Archivmaterial aus den Hochzeiten. Ganze Schuljahrgänge unternahmen damals im Sommer Ausflüge in den Park.

Zwischen 1982 und 2002 scheint sich der Wasserpark nur wenig verändert zu haben. Neben dem großen Wellenbad, einem der größten der USA, gab es anscheinend nur einen Kinderpool, die eine oder andere Wasserrutsche und ein Volleyballfeld. Das Management schien sich hauptsächlich auf Events zu konzentrieren. Geburtstagsfeiern, Gruppen- und Abendveranstaltungen konnten inklusive Catering gebucht werden. 1991 fand hier die Great Tucson Duck Race mit 7.000 Gummienten statt, 2009 der Southern Arizona Special Olympics Polar Plunge, eine Wohltätigkeitsveranstaltung, bei der die Teilnehmer kostümiert ins Wassers springen.

2001 begann der neue Manager Steve Miklosi mit dem stärkeren Ausbau der Attraktionen. Die Wasserrutsche Splash Canyon eröffnete wahrscheinlich 2002, für 2003 verzeichnete die Webseite insgesamt sieben Wasserrutschen (Bonzai Pipelines und Splash Canyon). In der Saison 2009 wurden mit Riptide zwei weitere, 17 Meter hohe und sehr steile Wasserrutschen eröffnet, zu sehen im folgenden Werbespot:

Die Rock Slide wurde 2014 neben den Bonzai Pipelines eröffnet und war mit Licht- und Soundeffekten ausgestattet. Bei Zeitstempel 00:08 im Video sieht man die zugehörigen Dekorationen in Form von roten Gitarren. Für die Saison 2015 wurden unter anderem Turmspringer und Stuntmen für eine High Dive Show angeheuert:

2017 wurde das ExplorAquarium eröffnet. Dabei handelte es sich um ein etwa 80 Zentimeter tiefes Becken in welchem die Besucher – gegen Aufpreis – mit Rochen, Aalen und kleinen Haien schwimmen konnten. Dass das für die die Tiere so angenehm war wie in diesem Video dargestellt, kann ich mir allerdings nicht vorstellen…

Da es nie einen offiziellen Plan des Parks gegeben zu haben scheint, habe ich mit Hilfe von Luftbildern und anderen Informationen folgende 3D-Karte gebastelt. Allerdings scheint die eine oder andere Wasserrutsche zu fehlen – die letzte Pressemitteilung vor der Schließung erwähnt insgesamt elf Stück, ich komme nur auf neun?

Für viele kam die Schließung im Jahr 2018 unerwartet, aber tatsächlich gab es schon lange Probleme. Die Betriebskosten stiegen ständig, zuletzt waren etwa 120 Mitarbeiter – hauptsächlich Schüler und Studenten – nötig, um den Park in Betrieb zu halten. Auf der anderen Seite sanken die Zufriedenheit der Besucher und die Eintrittspreise immer weiter. In Online-Portalen häuften sich die negativen Kommentare über defekte Attraktionen, Dreck und Müll. Einige der Rutschen galten laut vielen Besuchern als regelrecht gefährlich. Hinzu kam eine fehlende Online- und Social-Media-Strategie. 2002 konnte der Park für eine Jahreskarte noch 39,95 US-Dollar verlangen, 2017 waren es hingegen nur noch 25,99 US-Dollar (ca. 22 Euro). Um mit der Inflation mitzuhalten, hätte der Preis statt dessen auf etwa 57 Dollar (ca. 48 Euro) steigen müssen.

Justin’s Water World, ein kleinerer Wasserpark in Wonderland bei Tucson, musste bereits 2007 schließen. Die für 2018 beschlossene Erhöhung des staatlichen Mindestlohns soll Breakers endgültig das Genick gebrochen haben.

Heutiger Zustand

Breakers Waterpark ist kein Lost Place, sondern eine überwachte Baustelle. Die Attraktionen werden langsam zurückgebaut um das Land für einen Verkauf frei zu machen. Die Preisvorstellung der Eigentümer dafür lag zuletzt bei 1,1 Millionen US-Dollar.

Von einem unangekündigten Besuch muss ich dringend abraten. Keine 20 Minuten nachdem ich mit dem Fotografieren begonnen hatte standen fünf Polizisten auf dem Gelände. Glücklicherweise hatte ich die Erlaubnis von Charles, dem derzeitigen Manager, und die Polizisten waren wirklich sehr nett. Nachdem das Missverständnis aufgeklärt war, kamen wir ins Gespräch und unterhielten uns über den ehemaligen Wasserpark. Alle erinnerten sich daran, als Kinder gerne hier her gekommen zu sein, bestätigten aber auch die Probleme. Der Park sei vernachlässig worden und die Rutschen unsicher gewesen.

Falls ihr vor haben solltet, den Park zu besuchen, kann ich gerne den Kontakt zu Charles herstellen.

Das Wellenbad

Der Wave Pool (wie die Bezeichnung in den USA lautet) fasste laut offiziellen Angaben eine Million Gallonen, also etwa vier Millionen Liter Wasser. Wie bei den meisten größeren Wellenbädern wurde auch hier Wasser in große Tanks am Kopfende gepumpt und dann schlagartig in das Becken geleitet. Dadurch entstand eine Flutwelle, welche sich bis ganz nach hinten ausbreitete und wegen der “Fächerform” des Beckens langsam auslief.

Riptide Slide

Riptide wurde 2009 als neue Attraktion eröffnet. Es handelte sich dabei um zwei ca. 17 Meter hohe, sehr steile Rutschen. Die Besonderheit bei Riptide bestand nicht nur in der steilen Abfahrt, sondern die Fahrgäste rutschten auf kleinen Plastikschlitten die Rutsche herunter und “hüpften” dann auf dem flachen Wasser in den Betonbecken wie ein Stein. Die Plastikschlitten wurden am Ende über einen kleinen Aufzug wieder nach oben befördert.

Im Grunde eine nette Idee. Aber man muss kein Fachmann sein um zu merken, dass schnell ein Finger oder eine Hand zwischen Plastik und Beton gelangen können und es dann zu Verletzungen kommt. Genau so war es dann natürlich auch. Man muss in Online-Bewertungsportalen nicht lange nach entsprechenden Berichten suchen…

Bonzai Pipelines & Rock Slide

Bei den Bonzai Pipelines handelte es sich um zwei gelbe und rote Röhren durch die Fahrgäste auf Matten rutschen. Der Startturm stand auf einem eigens aufgeschütteten Hügel. Vom selben Turm aus startete auch noch eine kleinere Rutsche (rechts), ob diese ebenfalls zu den Bonzai Pipelines zählte, ist mir nicht bekannt.

2014 wurde neben den Bonzai Pipelines die Rock Slide eröffnet. Man erkennt sie auf den Bildern am eckigen Profil, an der Oberseite der Röhre sind die Abdeckungen der Licht- und Soundmodule zu sehen. Die Dekorationen – bestehend aus roten Gitarren – waren bereits entfernt worden.

Die Rock Slide beginnt am Fuß des Startturms. Im Gegensatz zu den Bonzai Pipelines und Riptide ging es hier gemächlich zu, vor allem kleinere Kinder sollten auf Matten durch die Röhre rutschen und unterwegs die Licht- und Soundeffekte sehen und hören. Das eckige Profil der Röhre sollte die Matten stabilisieren und in der Spur halten. Tatsächlich war das Konzept aber wohl nicht ganz ausgreift und die Matten kippten trotzdem um. Zumindest finden sich auch hier viele entsprechende Berichte im Netz.

Splash Canyon

Bei Splash Canyon handelte es sich um zwei Rutschen für große Gummireifen mit jeweils bis zu zwei Personen. Eine der Rutschen war oben geöffnet, die andere geschlossen.

Captain Kidd’s Surfari

Für Kinder gab es ein eigenes Planschbecken mit kleinen Rutschen und Wasserduschen.

Was vom Parke übrig blieb

Die überdachten Picknick-Zonen waren bereits teilweise demontiert worden, genau wie die Dekorationen und Lampen. Auch die Liegestühle warteten auf den Abtransport.

Fazit: Es war schon ein seltenes Glück etwas so Besonderes wie einen geschlossenen Wasserpark in diesem Zustand besuchen zu dürfen. Wenige Monate später wäre wohl kaum noch etwas zum Fotografieren übrig gewesen.

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

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