Japan in Kürze

This post is also available in English. Mehr Artikel über Japan gibt es hier!

Meine Reiseroute innerhalb Japans findet ihr hier.

Japan besteht aus “ungefähr” 6.852 Inseln (eine erstaunlich genaue ungefähre Zahl), allerdings machen die vier Heimatinseln Honshu, Hokkaido, Kyushu und Shikoku zusammen 97% der Landmasse aus. Die Hauptinseln erstrecken sich von Nordosten bis Südwesten über eine Länge von mehr als 2.000 Kilometern. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs, viele Vulkane sind noch heute aktiv und die häufigen Erdbeben gehören zum normalen Alltag. Der höchste Berg ist der heilige Vulkan Fuji-san (富士山) mit einer Höhe von 3776,24 Metern.

Fuji-san, gesehen von Ōwakudani auf dem Vulkan Hakone.

Hokkaido liegt etwa auf dem gleichen Breitengrad wie die Alpen und versinkt im Winter im Schnee, weswegen die olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo stattfanden. Tokio hingegen liegt in der Mitte der größten Hauptinsel, Honshu, und damit schon auf dem gleichen Breitengrad wie Malta. Hier sinken die Temperaturen auch im Winter kaum auf Null Grad, im Sommer steigen sie aber schon auf über 30 Grad. Naha, die Hauptstadt der südlichsten Insel Okinawa, liegt sogar fast auf dem selben Breitengrad wie Dubai. Hier sinkt die Wassertemperatur nie unter 23 Grad.

Viele Regionen Japans können also problemlos ganzjährig bereist werden, allerdings ziehen durch den Klimawandel mittlerweile ganzjährig Taifune durch den Pazifik. Ich hatte das ja Ende 2017 hautnah miterlebt

Sonnenuntergang auf Enoshima nahe Tokio.

Landschaftlich hat Japan extrem viel zu bieten. Einige Landesteile erinnern an die Schweiz, Deutschland oder Schweden, während Okinawa problemlos als tropisches Paradies durchgehen kann. Definitiv eines der schönsten und abwechslungsreichsten Länder, durch welche ich je gereist bin!

Die Geschichte

Japan wurde wahrscheinlich schon vor über 10.000 Jahren besiedelt. Als Nationaler Gründungstag gilt der 11. Februar 660 v. Chr, der Tag der Machtübernahme durch Tennō Jimmu, den mythischen ersten Kaiser Japans. Es fand ein starker kultureller Austausch vor allem mit China statt, viele wichtige Bestandteile der “typisch japanischen Kultur” stammen aus dem achten Jahrhundert nach Christus. Wenig bekannt ist, dass zu dieser Zeit auch etwa ein Drittel der Bevölkerung einer Pockenepidemie zum Opfer fiel.

Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts gab es unzählige Kriege zwischen den verschiedenen japanischen Königreichen, Kaiserreichen und Feudalherren, den Königreichen in Korea, dem Kaiserreich China und den Mongolen. Weltweit bekannt aus dieser Zeit sind die Samurai, die Mitglieder der japanischen Kriegerkaste, und die unzähligen Burgen, Schlösser und Gartenanlagen.

Niederländisches Gebäude auf Dejima, Nagasaki.

Durch den im 16. Jahrhundert beginnenden Austausch mit westlichen Nationen (insbesondere Portugal) gelangten der Feudalherrscher Oda Nobunaga und seine Nachfolger in den Besitz moderner Waffen und konnten dadurch das Land einen. Im Jahr 1639 wurde endgültig das Sakoku ausgerufen, das Geschlossene Land, und bis zum Angriff der Amerikaner im Jahr 1853 blieb Japan für 220 Jahre von der Außenwelt isoliert. Nur die Niederländer durften weiter in der Enklave Dejima bei Nagasaki landen, Handel und kultureller Austausch blieben aber extrem eingeschränkt.

Nachdem die Amerikaner Japan wieder zur Öffnung gezwungen hatten, leitete Kaiser Meiji einen beispiellosen Restaurationsprozess ein. Innerhalb von nur vierzig Jahren wurde aus dem völlig rückständigen Land eine moderne Industrienation, welche sich in den Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg und den Ersten Russisch-Japanischen Krieg stürzte und bis 1905 Taiwan, die Koreanische Halbinsel und die Südhälfte von Sachalin erobert hatte. Der dadurch ausgelöste Expansionismus endete erst 1945, nach dem Abwurf zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Zusammen mit dem Unglück im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ist Japan das einzige Land der Welt, welches gleich drei nukleare Katastrophen erleiden musste.

Die Kräne über dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi aus einer Entfernung von nur zwei Kilometern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Japan weltweit führend in den Bereichen Fahrzeuge, Elektronik und Optik. Noch heute sind beispielsweise mit Nikon, Canon und Sony alle großen Hersteller von Kameraequipment in Japan beheimatet. Seit den Neunzigern kämpft sich das Land durch eine Rezession nach der nächsten, die Staatsverschuldung hat den Rekordwert von 243% des Bruttoinlandsproduktes erreicht und liegt mit 9 Billionen Euro nicht weit hinter den über 13 Milliarden der USA, allerdings hat Japan nur 127 Millionen Einwohner und die USA 323 Millionen.

Die Sprache

Japanisch ist sehr einfach zu sprechen, aber sehr schwer zu schreiben und zu lesen. Es gibt drei verschiedene Schriftsysteme: Kanji, die aus China übernommenen Schriftzeichen, Hiragana, eine Morenschrift mit 45 noch gebräuchlichen Zeichen, und Katakana, eine dem Koreanischen nicht ganz unähnliche Morenschrift mit 48 Zeichen.

Ich hatte zwei Semester Japanischunterricht während des Studiums und hatte auch zehn Jahre später keine großen Probleme, die grundlegendsten Begriffe und Sätze wieder hinzubekommen. Die Aussprache ist fast immer sehr nahe an der Schrift, und die Japaner hatten im Alltag kaum ein Problem damit, falsche Betonungen und halbe Sätze zu verstehen. Ein guter Teil der Alltagsbegriffe stammt aus dem Englischen, Deutschen oder anderen Sprachen, wird aber mit japanischer Betonung ausgesprochen.  Dusche (シャワー<, Shawā, von englisch Shower), Jacke (ジャケット, Jaketto, von englisch Jacket), Kreditkarte (クレジットカード, Kurejitto kādo von englisch Credit Card) oder Rucksack (リュック, ryukkusakku) gehören dazu.

Japanische Schriftzeichen an einem Schrein auf Enoshima.

Wie in vielen anderen Ländern bekommt man allein schon für den Versuch, Japanisch zu sprechen, viele Bonuspunkte. Die meisten Japaner hatten in der Schule zwar mehrere Jahre Englischunterricht, sprechen aber mangels Übung trotzdem nur sehr wenig bis gar kein Englisch und beherrschen die Aussprache kaum. Daneben gibt es aber auch Japaner, welche sehr gut bis perfekt Englisch sprechen. In der Praxis tastet man sich einfach ein bisschen an die Sprachkenntnisse des Gegenübers heran und findet irgendwann ein gemeinsames Niveau. Untertreibung ist dabei normal, wenn ein Japaner auf die Frage Anata wa eigo ga hanasemasu ka (Sprechen Sie Englisch?) mit “A little” statt “No” antwortet, spricht Er oder Sie meistens mindestens akzeptables Englisch.

Mit der Schrift hatten wir uns während der beiden Semester Japanischunterricht erst gar nicht wirklich befasst. Es ist für Ausländer einfach unmöglich, binnen nur eines Jahres die notwendigen ca. 500 Kanji zu erlernen, und mit weniger findet man sich einfach nicht zurecht. Ein Kanji-Zeichen kann viele verschiedene Bedeutungen haben, was sogar regelmäßig dazu führt, dass man den Gesprächspartner erst mal fragen muss, mit welchen Zeichen sein Name denn nun genau geschrieben wird. Außerdem werden alle drei Schriftalphabete im Alltag gemischt, was die Sache noch schwieriger macht. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Städten, deren Namen nicht mehr in Kanji, sondern in Hiragana oder Katakana geschrieben werden.

Die Menschen

Grob gesagt lebt in Japan die Bevölkerung Russlands auf der Fläche Deutschlands, aber wegen der vielen Berge sind große Teile des Landes nicht bebaubar. Die Bevölkerungsdichten in den Städten sind extrem hoch, Bauland ist extrem teuer, die Wohnungen sind winzig und die Straßen meist schmal.

Das Tokyo Metropolitan Government Building bei Nacht.

Japaner sind fast immer sehr freundlich und hilfsbereit, allerdings muss man zwischen der “allgemeinen Freundlichkeit” und “echter Freundlichkeit” unterscheiden können. In vielen Fällen wird die Freundlichkeit einfach von der Gesellschaft erwartet und artet gerne in Zeremonien aus. Zum Beispiel ist das Personal an Kassen und in Restaurants immer extrem freundlich und befolgt Rituale wie das peinlich genaue Einpacken und Übergeben von Plastiktüten, oder alle Mitarbeiter rufen ein lautes いらっしゃいませ (Irasshaimase, Willkommen) sobald ein Kunde hereinkommt.

An jeder Baustelle stehen mehrere Männer mit leuchtenden Kellen, winken die Passanten vorbei und entschuldigen sich für die Unannehmlichkeiten. Vor vielen Läden stehen junge Mädchen und bitten die Kundschaft herein. Wenn Touristen nach dem Weg fragen, werden diese gerne bis zum Ziel begleitet. Das alles hat aber nichts mit echter Freundlichkeit zu tun, und die Japaner selbst reagieren auch meistens gar nicht darauf. Und nicht jeder verdient Freundlichkeit. Es kann sogar so weit gehen, dass ein Betrunkener oder Obdachloser morgens am Bahnhof einfach hilflos liegen bleibt, während die Angestellten rund um ihn herum zur Arbeit strömen.

Mädchen in traditionellem Kimono in Kamakura.

Viele Touristen sind von dieser Freundlichkeit überrascht und nehmen sie gerne in Anspruch, aber man sollte immer bedenken, dass man Japaner sehr leicht in eine unangenehme Situation bringen kann, wenn man Hilfe erbittet, welche nicht angeboten wurde. Je nach Landesteil und Situation wird es sogar als äußerst unhöflich empfunden, fremde Personen einfach anzusprechen. Das ist ganz besonders bei AirBnB der Fall, man sollte niemals einfach die Nachbarn fragen!

Meine persönliche Reihenfolge (diese gilt übrigens sowieso für fast jedes Land!) war wie folgt:

  1. Gründlich recherchieren und erst gar nicht in die Situation kommen, jemanden belästigen zu müssen.
  2. Wenn schon jemanden fragen, dann eine Person, welche dafür da ist oder zumindest dafür bezahlt wird. Hotelrezeption, AirBnB-Host, Touristeninformation, Schalterpersonal, Busfahrer etc.
  3. Wenn das nicht hilft, ein bisschen in der Gegend herumstehen und abwarten, ob jemand seine Hilfe anbietet. Je nach Ort machen das vor Allem Rentner gerne.
  4. Wenn das alles nichts hilft, eine Person fragen, welche am ehesten danach aussieht, als würde es ihr wenig ausmachen.
  5. Sich immer ausführlich bedanken. In Japan hatte ich dafür einige kleine Süßigkeiten aus Deutschland (Haribo, Maoam etc.) im Rucksack, da diese sehr begehrt sind. Mittlerweile kann man Haribo auch in japanisch Läden kaufen, aber sie sind immer noch sehr teuer, und ich hatte besondere Sorten dabei.

Die Erwartungen der Gesellschaft und der Leistungsdruck wirken sich auf das Leben fast aller Menschen in Japan aus. Schüler und Studenten pauken bis zur Erschöpfung und arbeiten nach dem Schulunterricht in Schulclubs oder in Nebenjobs weiter. Angestellte ereilt im schlimmsten Fall der 過労死 (Karōshi, Tod durch Überarbeiten). Die Suizidrate ist eine der höchsten der Welt, manche Personen ziehen sich komplett zurück und verlassen das Haus dann jahrelang nicht mehr. Die Zahl dieser ひきこもり (Hikkikomori, sich einschließen) soll in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.

Aufräumarbeiten während des Supertaifuns in Fukuoka.

Trotzdem kann es für Fremde sehr schwierig sein, den Überlebenswillen der Japaner in seinem ganzen Umfang zu begreifen. Ich hatte während meines Aufenthalts die Evakuierungszone von Fukushima besucht, einen Supertaifun und mehrere tropische Stürme miterlebt und viele Stunden mit Überlebenden und Einwohnern gesprochen. Selbst danach war es für mich kaum begreiflich, wie man auf Dauer unter ständiger Bedrohung leben und sogar den Tod von Angehörigen und Freunden mit so viel Pragmatismus verkraften kann.

Die Gesellschaft ist auch heute noch sehr abgeschottet. Nur knapp ein Prozent der Bevölkerung besteht aus Ausländern, davon kommen allerdings fast 50% aus China und fast 40% aus Südkorea, also aus gewissermaßen ähnlichen Kulturkreisen. Falls japanische Frauen überhaupt Ausländer heiraten, lebt das Paar danach meist außerhalb Japans. Ausländische Produkte haben auf dem Binnenmarkt oft kaum eine Chance, was die eigenen Konzerne (Sony, Mitsubishi, SoftBank, NTT etc.) stärkt. Ausländische Internetdienste wurden meist wenig genutzt, da nationale Dienste besser an die Sprache und das Land angepasst waren, in den letzten Jahren haben aber besonders Twitter und Instagram massiv zugelegt.

Cosplayer auf einem Schiff auf dem Ashinoko-See bei Hakone.

Viele Jugendliche wenden sich als Ventil gerne “extremen” Freizeitbeschäftigungen zu. Das kleine Schlafzimmer steht dann voll mit teuren Computerspielen, Spielekonsolen und Sonderexemplaren von Comicfiguren aus Manga-Comics und Animes, oder man verkleidet sich gleich als eine der Figuren und geht für ein bisschen コスプレ (kosupure, Cosplay, von englisch costume und play für Kostümspiel) auf die Straßen. Cosplay war allerdings nie ein Massenphänomen, auch wenn es vor allem von westlichen Medien gerne so dargestellt wurde.

Teilnehmer des Kagurazaka Bake Neko (“Monster-Katze”) Festivals in Tokio.

Obwohl die Japaner offensichtlich lieber unter sich bleiben, interessieren sich viele für das Ausland. Seit einigen Jahren sind Fernsehinterviews mit Touristen in Japan und Südkorea recht beliebt. Völlig unerwartet wurde ich in Nagasaki von einer Crew auf meine Fotografie angesprochen und vier Stunden lang durch die Stadt verfolgt. Das Ergebnis war ein fünf Minuten langer Fernsehbeitrag über mich auf NBC Nagasaki, die Sendung wurde Ende November 2017 ausgestrahlt 🙂

Religion

Statistisch gesehen bekennen sich nur 40% der Bevölkerung zu einer Religion, aber damit ist meistens die Zugehörigkeit zu einer der organisierten Religionen gemeint. Für den Japaner zählt Shintō (神道) im Allgemeinen nicht dazu, da man sich beliebig aussuchen kann, welche Schreine man besucht oder sich auch selbst einen Schrein bauen kann.

Die Instandhaltung der unzähligen Schreine und anderen religiösen Bauwerke im ganzen Land durch die Mönche, Nonnen und Priester sowie die Durchführung von Ritualen hat eher etwas von einem Dienstleistungscharakter und wird meist auch direkt bezahlt. Es ist selbst für Geschäftsleute völlig normal, vor oder nach der Arbeit noch schnell an einem Schrein durchzulaufen, eine 100-Yen-Münze (ca. 75 Euro-Cent) in die Schachtel zu werfen und die Glocke für ein bisschen Glück zu läuten.

Das Große Torii auf der Schrein-Insel Myajima, bei Hiroshima.

Religiöse Feiern, Umzüge, Rituale und Volksfeste (祭り, Matsuri) finden ganzjährig überall im Land statt. Der Höhepunkt ist meistens der Umzug mit den Shinto-Schreinen. Wer eine längere Reise durch Japan plant, sollte diese nach Möglichkeit unbedingt an den Festen ausrichten!

Hyakumono-Zoroe Sennin Gyoretsu, der Marsch der Tausend Samurai, in Nikko.

Fortbewegung

Die wichtigsten Flughäfen des Landes sind Tokio-Narita (NRT), Tokio-Haneda (HND) und Osaka (KIX). Narita wird vor Allem von Langstreckenfliegern aus Europa und den USA angeflogen, Kurz- und Mittelstreckenflüge aus anderen asiatischen Ländern landen auch gerne in Haneda. Inlandsflüge und Flüge nach China und Südkorea sind oft auch kurzfristig günstig zu bekommen.

Die Bergbahn Hakone-Tozan erklimmt den Vulkan Hakone nahe des Fuji-san.

Im Land selbst bilden Hunderte von U-Bahnen, S-Bahnen, Straßenbahnen, Regionalzügen, Sonderzügen, Schmalspurbahnen, Touristenzügen, Hochgeschwindigkeitszügen, anderen Bahnen und Bussen das Rückgrat des Transportwesens. Seit der Privatisierung des staatlichen Eisenbahnunternehmens Japanese National Railways (JNR) im Jahr 1987 werden alle diese Bahnen von privaten Unternehmen betrieben, aber umgangssprachlich werden nur die Konkurrenten der heutigen JR Group als Privatbahnen bezeichnet.

Mit dem Shinkansen (新幹線, Neue Stammlinie) baute Japan das erste Hochgeschwindigkeitseisenbahnnetz der Welt. Die Pünktlichkeitsrate ist legendär hoch, die Kosten für ein Ticket allerdings leider auch. Zum Beispiel kostet eine Monatskarte für eine Strecke von 100 Kilometern etwa 800 Euro, während die Deutsche Bahn für eine ICE-Monatskarte auf einer ähnlich langen Strecke etwa 230 Euro verlangt. Als Ausländer kann man mit einem JR Pass sehr viel Geld sparen, über die Benutzung des japanischen Eisenbahnnetzes werde ich noch einen eigenen Artikel schreiben.

Der Shinkansen 500 TYPE EVA, eine in das Universum des Animes “Neon Genesis Evangelion” eingebettete Sonderversion der Shinkansen-Baureihe 500.

Busse können auf kurzen Strecken günstiger sein, allerdings muss man immer bedenken, dass die Entfernungen sehr groß sind. Die beliebte Strecke Tokio-Kyoto ist schon knapp 450 Kilometer lang, nach Hiroshima sind es 800 Kilometer und nach Nagasaki sogar über 1.200. Eisenbahn oder Flugzeug sind dann die einzige Option.

Wer in Japan ein Auto mieten will, muss aus einem Land kommen, welches dem Genfer Abkommen über den Kraftfahrzeugverkehr beigetreten ist. Das gilt für die USA und fast alle EU-Mitgliedsstaaten – außer Deutschland, natürlich. In vielen Ländern (z.B. den USA) wird der deutsche Führerschein kulanterweise akzeptiert, aber in Japan nicht. Man benötigt eine offizielle japanische Übersetzung des Führerscheins durch den Japanischen Automobilclub (JAF).

Diese Übersetzung sollte man schon mehrere Wochen vorher beantragen, denn man benötigt eine beglaubigte Kopie von der deutschen Führerscheinstelle und muss die Papiere per Express nach Japan schicken. Meistens scheint das innerhalb von Tagen zu klappen, aber der JAF behält sich Bearbeitungszeiten von mehreren Wochen vor. Alternativ kann man die Übersetzung auch in Tokio abholen, falls man während der Öffnungszeiten dort durchkommt. Ich habe am Ende keinen Mietwagen genommen weil ich in meinen dreieinhalb Wochen in Japan auch so alles mit dem Zug erreichen konnte, aber das gilt halt nicht für alle Ecken.

Geld und Preise

Das Abheben von Bargeld mit der VISA-Karte der DKB war kein Problem. Kein einziger Automat hat sich geweigert, meine Karte zu akzeptieren, und auch alle Kartenterminals in größeren Läden (Yodobashi Camera etc.) haben immer funktioniert. Grundsätzlich ist in Japan aber Bargeld immer noch König, davon sollte man immer genug haben.

In Tokio konnte man als Tourist so gut wie überall Duty Free einkaufen, wenn man sich sicher war, dass die gekauften Waren nicht in Japan zurückbleiben würden. Das lohnte sich bei mir immer, denn ich hatte nicht vor, etwas zurückzulassen, und sparte so einfach die Steuern. Ich musste dafür auch nicht mehr tun, als an der Kasse den Reisepass vorzuzeigen und den Kassenbon einkleben lassen. Beim Verlassen des Landes mussten alle eingeklebten Kassenbons am Flughafen in eine große Box geworfen werden – das war’s auch schon.

Riesenrad auf Odaiba, einem der teuersten Stadtteile von Tokio.

Japan muss entgegen der üblichen Meinung kein teures Land sein. Ich habe während der 24 Tage Aufenthalt 809 € für Transport (davon 176 € für den Flug aus Busan und 445 € für den JR Pass), 1200 € für Unterkünfte (ziemlich genau 50 € pro Nacht) und 390 € für Essen (knapp 16 € pro Tag) ausgegeben. Wenn man bedenkt, dass ich fast immer voll ausgestattet AirBnBs direkt im Stadtzentrum gebucht hatte, alleine unterwegs war und 5.200 Kilometer Eisenbahn gefahren bin, war das alles sehr günstig.

Das Essen

Ich habe selten so gut und günstig gegessen wie in Japan. Es gab einfach alles in allen Preisklassen, und im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern waren sogar die Fertiggerichte aus den Convenience Stores von sehr hoher Qualität. Das hat einen einfachen Grund: Für viele Schüler, Studenten und Angestellte ist es normal, keine Zeit zum Kochen zu haben. Viele fahren auch spät abends noch weite Strecken mit dem Zug. Es ist daher zumindest im Shinkansen normal, vor der Abfahrt schnell noch ein Fertigmenü zu kaufen, aufwärmen zu lassen und im Zug zu essen.

Ein wirklich unschlagbarer Vorteil. Wenn man sich mal daran gewöhnt hat, weiß man, dass man z.B. problemlos mal eben morgens von Osaka oder Kyoto nach Himeji und zurück fahren kann, ohne auch noch Zeit fürs Essen einplanen zu müssen.

Angebot eines Crêpe-Standes in Harajuku, Tokio. Von Erdbeeren bis Thunfischpizza alles dabei…

Japan ist nebenbei das Land der Automaten. Alleine auf den Straßen Tokios soll es eine Million Automaten geben, aus welchen man von kalten und heißen Getränken über Eis bis zur Suppe jederzeit alles ziehen kann. Wer es etwas menschlicher mag, findet an jeder Ecke einen der rund um die Uhr geöffneten Convenience Stores von 7-Eleven, Lawson, Family Mart, Circle K und vielen weiteren Ketten. Die Dichte ist auf jeden Fall beeindruckend, es soll derzeit einen dieser Läden auf knapp 3.000 Einwohner geben (etwa 43.000 Läden insgesamt).

Telekommunikation

Ähnlich wie in Südkorea ist es recht schwierig, in Japan an eine SIM-Karte zu kommen. Bis 2016 war der Verkauf von vollwertigen SIM-Karten an Ausländer wegen der Anti-Terror-Gesetze gar nicht möglich, man konnte nur Datenkarten kaufen und nicht damit telefonieren. Das Unternehmen Mobal verkauft allerdings seit Anfang 2017 vollwertige Karten auch an Ausländer.

Man muss mit hohen Preisen (30 bis 40 Euro für 15 Tage und 60 bis 70 Euro für 30 Tage) rechnen, und es gibt keine 2G-Netze. 3G läuft bei vielen Betreibern auf in Europa nicht verwendeten Frequenzen oder im zu UMTS inkompatiblen CDMA-EVDO-Standard, 4G läuft häufig auf den Bändern bei 700 und 800 MHz, welche viele (vor Allem günstigere) Mobiltelefone nicht unterstützen. Die Situation ändert sich aber ständig, ich empfehle vor der Reise einen Blick auf die entsprechende Seite im Prepaid Data SIM Card Wiki.

Im Alltag gibt es meist genug kostenlose WLAN-Hotspots, im Shinkansen allerdings nicht!

Dieser Artikel wurde von Simon für One Man, One Map geschrieben. Das Original befindet sich hier. Alle Rechte vorbehalten.

4 Kommentare

  1. Danke für die interessante Übersicht. Deine Erfahrungen decken sich in etwa mit meinen, die ich letztes Jahr auf meiner dreiwöchigen Japanreise gemacht habe. Einen Bericht dazu findest Du in meinem Blog, falls Du Interesse hast. Ich les jetzt mal die anderen Japan-Artikel weiter. 🙂

    1. Oh, ihr habt ja ganz oben angefangen 😯 Nach Hokkaido würde ich das nächste Mal gerne, alleine schon wegen der ganzen Wildnis. Daisetsuzan soll ja sehr schön sein 🙂 Kanazawa habe ich leider ausgelassen, da ich über Osaka gefahren bin. Das hätte ich mir allerdings auch sparen können, Osaka war noch hässlicher und uninteressanter als eh schon erwartet :/

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